Der Tanz um das Goldene Kalb: Die Moral
09.12.12024 HE
Worin genau liegt das moralisch Zweifelhafte an der Geschichte vom Goldenen Kalb1?
Die Geschichte sagt in ihrem moralischen Kern, a) dass das Tanzen um das Goldene Kalb eine schwere Sünde ist, und b) dass Moses' Befehl, jeder erschlage seinen Bruder / Freund / Nachbarn - am Ende sind 3000 Mann tot - moralisch unproblematisch ist (er hat damit lediglich 'Gerechtigkeit' walten lassen). Der Massenmord wird nicht verurteilt, somit stillschweigend gutgeheißen.
- Tanzen um das Goldene Kalb: Todeswürdige Sünde!
- 3000 Mann umbringen lassen: Kein Problem!
Die Moral dieser Geschichte hängt nicht davon ab, ob die geschilderten Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Auch die genaue Begründung der Verwerflichkeit ist irrelevant: Gott will das nicht, warum auch immer, und darum ist es eine todeswürdige Sünde.
Gründe für die Verwerflichkeit des Tanzens: Je nach Lesart wurde
- entweder ein falscher Gott ("Götze") angebetet, was einen Verstoß gegen das 1. Gebot darstellt. Die Statue selbst wäre dann der falsche Gott; eine Anspielung auf JHWH, dessen Stiersymbol durch den Jungstier (Kalb) verhöhnt wird, ist bei dieser Lesart nicht notwendig.
- oder der richtige Gott (JHWH) auf eine falsche Art und Weise angebetet (Bilderverbot). Das macht die Statue ebenfalls zu einem Götzen: Auch der richtige Gott wird in Bildform zum Götzen.
Die Interpretation des Jungstiers als ein Symbol für JHWH wird nicht allgemein geteilt. So interessant sie religionsgeschichtlich auch ist, ist sie für den moralischen Gehalt der Geschichte jedenfalls irrelevant.
Wir sehen das heute wohl etwas anders:
- Tanzen um das Goldene Kalb: Harmloses Herumgehopse - lasst sie doch, wem schadet das?
- Massenmord: Gilt als schweres Verbrechen, bestraft mit lebenslanger Haft, oder der Täter wird lebenslang in die Psychiatrie eingewiesen.
1 Wikipedia: Goldenes_Kalb