Über den Materialismus
14.03.12021 HE
"Materie" verstehe ich als Ober- (oder Sammel-) Begriff für all die materiellen "Dinge" (lat. "res" = Ding, daher "Realität"), die existieren ("hinausstehen", quasi aus dem Nichts in die Welt). Das sind zum Einen die Elementarteilchen (z. B. Photonen, Elektronen, Quarks), und zum Anderen die zusammengesetzten Dinge, "Systeme" genannt (z. B. Neutronen, Atome, biologische Zellen und Organe, Klaus).
Wenn ich nun als Ignostiker einen Religiösen frage, was das denn eigtl. sein soll, ein "Gott", und ihn darauf hinweise, dass er das nicht weiß (genauso wenig wie der Atheist oder der Agnostiker), dann hat er völlig Recht, wenn er den Spieß umdreht und mich darauf hinweist, dass ich ja auch nicht wisse, was denn "Materie" sei: Das weiß ich nicht! ... wenn damit gemeint ist, dass ich nicht weiß, was das quasi dem Wesen nach sei, an und für sich sei.
Materie ist nach meinem Verständnis auch nur "irgendwas", so wie die "Gott"-Besprecher genau genommen nur über "irgendwas, genannt 'Gott'" reden.
Die M-Theorie (vulgo Stringtheorie) kann das auch nicht beantworten; sie fasst die Elementarteilchen als Schwingungen von 1-dimensionalen Fädchen im 10-dimensionalen (oder 27-dimensionalen, je nach Variante) Raum auf. Aber das ist (noch) reine Mathematik; was bitte ist in der Realität ein 1-dimensionaler "Faden", und aus was? Die Stringtheorie hilft nicht weiter, keinen Schritt.
Aber es gibt einen Unterschied zur Theologie mit ihrem sog. "Gott": Ein Stückchen Materie, z. B. ein Elementarteilchen wie etwa ein Elektron, mag zwar "irgendwas" sein, aber seine Eigenschaften sind fantastisch genau bekannt, hier wieder nur Beispiele: eine "negativ" genannte Elementarladung, eine Masse von 9,109 383 7015(28) · 10−31 kg, ein Spin von 1/2, etc. Genauso seine Interaktion mit anderen Teilchen, z. B. der Wechsel zwischen Energieniveaus im Atom, etc.
Außerdem können wir das Elektron ja nutzen: Wir haben eine (nicht nur eine) ganze Industrie darauf aufgebaut: Die Elektrotechnik. Zahllose Produkte, deren Funktionieren davon abhängt, dass da "irgendwas ist, mit genau diesen Eigenschaften, auf die man sich verlässt und verlassen kann".
Es besteht darum kein Zweifel, dass da "irgendwas" ist, auch wenn ich nicht weiß, was! Beim lieben "Gott" (der ja kein Konstrukt sein soll - was das ist, wissen wir -, sondern ein "in echt" existierender (seiender, ...) Schöpfergott) bin ich mir da nicht so sicher ...
Ich kann also m. E. mit Fug und Recht "Materialist" sein, indem ich annehme, dass da "irgendwas" in diesem Sinne existiert. Da noch nie etwas anderes außer Materie gezeigt wurde, kann ich - weniger streng - vorläufig davon ausgehen, dass da auch nichts Weiteres ist. Da lasse ich mich aber gerne eines Besseren belehren, ich bin kein Dogmatiker: Das ist reine Erfahrungstatsache; neue Erfahrungen können neue Tatsachen bringen.